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Firmen-Ausbildner
klagen
Schüler zu dumm
für die Lehre
Der Gymnasiumswahn ist Schuld der Lehrer und Eltern. Gute Schüler werden
zur Gymi-Prüfung gedrängt und fehlen als Lehrlinge. Übrig bleiben Schüler mit
ungenügenden Schulleistungen.
Für viele Schulabgänger hat jetzt die heisse Phase der Stellensuche
begonnen. 93 000 Jugendliche zwischen 14 und 20 Jahren wollen bis im August
eine Stelle finden. Jobs gibts genug. Über 1000 Lehrstellen können gar nicht
besetzt werden, weil sich keine Bewerber dafür finden.
Umso schlimmer ist die Tatsache, dass viele Schulabgänger offenbar zu
dumm für die Lehre sind. Im Interview mit der «Coopzeitung» sagte René Graf,
oberster Lehrmeister des Verkaufspersonals, Erstaunliches: «Tendenziell
bekommen wir mehr ungenügende Bewerbungen. Warum, wissen wir noch nicht.» Graf
ist Präsident des Verbands Bildung Detailhandel Schweiz und Ausbildungsleiter
bei Coop Ostschweiz-Ticino.
Genauso tönt es bei der Konkurrenz. «Auch die Migros-Gruppe erhält immer
mehr Bewerbungen mit lediglich genügenden oder gar ungenügenden
Schulleistungen», sagt Edith Rutschmann, Berufsbildungschefin beim orangen
Riesen. Ein reines Problem des Detailhandels ist es aber nicht. Rutschmann
betont: «Die genügenden und ungenügenden Schulleistungen verzeichnen wir bei
allen Berufen und Branchen, zum Beispiel auch bei kaufmännischen Bewerbungen an
die Migros Bank.»
Das bestätigen auch die Verbände anderer Branchen. Die Maschinen-,
Elektro- und Metallindustrie, vertreten durch den Verband Swissmem, investiert
verstärkt in den Nachwuchs. Denn in den letzten vier Jahren konnten zwischen
fünf und sieben Prozent der Lehrstellen nicht mehr besetzt werden.
Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann kennt den Grund: «Viele Bewerber
bringen nicht die schulischen Voraussetzungen mit, um eine anspruchsvolle,
vierjährige Industrielehre wie zum Beispiel Polymechaniker zu absolvieren.»
Ein Teil des Problems sind die geburtenschwachen Jahrgänge. Es sind
heute schlicht viel weniger Schulabgänger unterwegs als noch vor zehn Jahren.
Bis 2017 wird die Anzahl Lehrstellensuchender deswegen zurückgehen, schätzt der
Gewerbeverband (SGV).
Viel stärker wiegt allerdings der Gymnasiumswahn. Wer einigermassen gute
Noten hat, wird zur Gymi-Prüfung gedrängt. «Uns machen die Bildungsbehörden zu
schaffen, die meinen, es bräuchte überall noch mehr Gymnasien», findet
SGV-Direktor Hans-Ulrich Bigler.
Die Berufslehre würde im
Vergleich zum Gymi als weniger wertvoll betrachtet. Eltern und Lehrer seien da
gleichermassen schuld. Bigler: «Oft wissen sie leider nicht, dass es auch
schulisch anspruchsvolle Berufslehren gibt und wir gerade im Gewerbe dringend
starken Berufsnachwuchs brauchen.»
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